Von der Burg zum Schloss

Schon im 10. Jahrhundert existierte hier ein Burgwall, der von 1571 bis 1574 zu einem repräsentativen Renaissanceschloss umgebaut wurde. Bauherr war Hans Löser, sächsischer Erbmarschall und Patenkind Martin Luthers. Der bekannte Reformator verweilte gern in dem Anwesen zwischen Wittenberg und Torgau. Hier erholte  er sich vom Trubel der Stadt und pflegte freundschaftliche Beziehungen zur Adelsfamilie Löser.

Königliche Residenz an der Elbe

Auch zweihundert Jahre später wird das Schloss wieder zur Herberge großer Namen: Die Frau des sächsischen Kurfürsten August dem Starken, Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth (1671-1727) lässt sich in Pretzsch nieder und gestaltet das Schloss sowie die Stadtkirche St. Nikolaus nach ihren fürstlichen Geschmäckern um. Ihr größtes Vermächtnis für den kleinen Ort bleibt der Bau einer barocken Parkanlage im beginnenden 18. Jahrhundert. Seit 2017 gehört dieser Park zu den „Gartenträumen“, dem Netzwerk historischer Parks und Gärten in Sachsen-Anhalt.

Ein "Heim" für Kinder

Seit Mitte des 19. Jahrhundert stehen nun Kinder und Jugendliche an erster Stelle im Pretzscher Schloss. Zunächst ein Preußisches Militärwaisenhaus ab 1827, wird das Schloss nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 erneut zum Kinder- und Jugendheim. Nach dem Krieg kommen hier Waisenkinder aus Ostpreußen und Pommern unter. Ab 1960 ändert das Kinderheim seinen Erziehungsauftrag und wird zum Spezialkinderheim. In diesem Zuge entsteht auch die Schule "Adolf-Reichwein", die zunächst als Heimschule dient. Mit der Wende 1990 entsteht im Schloss Pretzsch schrittweise eine moderne Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, die alle Betreuungsformen abdeckt. Von den ambulanten Hilfen, über heilpädagogische Tagesbetreuung, Wochenbetreuung und stationäre Wohngruppen bis zur Intensivbetreuung bietet das Kinder- und Jugendheim ein breites Leistungsspektrum. Die ehemalige Heimschule wurde zur Sonderschule für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf im sozialen und emotionalen Bereich und befindet sich in Trägerschaft des Landkreises Wittenberg. Im Jahr 2000 übernahm die landeseigene Betreibergesellschaft Salus gGmbH die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. Die beiden Tochtergesellschaften Salus-Service GmbH und Salus-Praxis GmbH betreiben im Schlossbezirk außerdem das Schlosscafé „Eberhardine“ sowie ein medizinisches Versorgungszentrum.